Im Interview: Alex Viebig
Ich glaube es war zur Weltmeisterschaft 2010, als ich mit Freunden beim Public Viewing im Park unsere Mannschaft anfeuerte und mir im Hintergrund der anderen Fans dieser junge Kerl auffiel, welcher vollbepackt mit Kameraequipment alles fotografierte, was ihm vor die Linse sprang… Es muss dann schon fast ein Jahr später gewesen sein, als ich über Facebook auf Fotos gestoßen bin, die von „Alex Viebig Fotografie“ gepostet wurden. Ich war sofort begeistert – ich war Fan! Seit diesem Zeitpunkt folgte ich Alex über seine Facebook Seite und konnte so seine Entwicklung mit Begeisterung verfolgen. Großartige Fotos sowie Videos, viele Tipps, Reviews und Statements gab und gibt es immernoch.Irgendwann 2012 kontaktierte ich Alex und wir tauschten uns aus. Er lieferte das tolle Foto vom Amberger Rathaus, welches ich für den Flyer „Amberg schaut Fußball EM“ benötigte. Auch bei neuen Bildern für den Relaunch meines Portfolios, war mir klar wieder mit Alex zusammen arbeiten zu wollen. Das Ergebnis habe ich bereits im Mai 2013 – hier in einem eigenen Beitrag – veröffentlicht.
Heute möchte ich Alex Viebig etwas genauer vorstellen, weshalb wir ein kleines Interview geführt haben. Vor allem seine Fotos sind einen Blick wert! Lest und seht selbst:
- Alex, wer bist du und wie bist Du überhaupt zur Fotografie gekommen?
Ich bin ein 18-jähriger Event- und People Fotograf und Gelegenheitsfotojournalist aus der Stadt Amberg in der Oberpfalz / Bayern. Ich habe vor 4 Jahren mit der Fotografie angefangen. Bäume, Blümchen, kleine Tiere… Noch nichts spektakuläres.
Schnell merkte ich dass es mir Spaß macht mir über den Bildaufbau und mögliche neue Motive Gedanken zu machen. Deshalb stand für mich schnell fest, dass ich eine DSLR brauche, welche ich mir dann auch direkt zum Geburtstag wünschte. Bisher die beste Investition meines Lebens, finde ich! Ich bin wie gesagt hauptsächlich im Bereich Event/People tätig. Ab und zu werden meine Bilder auch in Zeitungen (u. A. bereits BILD, B.Z., Münchner AZ) veröffentlicht.
Zu den Events die ich mache zählen sowohl private Hochzeiten / Geburtstage als auch große Festivals mit bis zu 20.000 Besuchern (z. B. G.O.N.D, Beat Island, Open Beatz). Beim Eurovision Song Contest habe ich auf den Aftershowpartys auch schon den einen oder anderen Promi fotografieren können. „Normale“ Shootings mache ich auch. Events gefallen mir aber besser, weil ich mich als Fotograf an verschiedene Situationen anpassen muss. Diese Herausforderung macht mir immer wieder auf’s Neue sehr viel Spaß.
- Was fasziniert dich an der Fotografie?
Mag nach einer Standard-Antwort klingen aber mich fasziniert einfach die Möglichkeit mit einem Haufen verkabelter Elektronik einen Moment so festzuhalten, dass auch noch Jahre danach eine enge emotionale Verbindung mit einem bestimmten Moment im Leben aufrecht erhalten werden kann.
Außerdem behaupte ich mal, dass man als Fotograf mit etwas Erfahrung mit anderen Augen durch’s Leben geht. Ich glaube ich habe inzwischen einen anderen Blick für bestimmte Situationen als noch vor einigen Jahren.
- Hast du Vorbilder, die deine Arbeit beeinflussen?
Grundsätzlich kann man sagen dass ich immer wieder Bilder im Netz – häufig von unbekannten Fotografen – sehe und mir denke „Hey, das könntest du auch mal machen…“. Hauptsächlich was die Bearbeitung angeht.
Für eine Fotoserie mit dem Thema Horror / Halloween hat mich Joshua Hoffine inspiriert. Im Berliner Museum für Fotografie habe ich mal eine Ausstellung von Helmut Newton gesehen, die ich auch wirklich sehr interessant fand.
- Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
„Mainstream“ wird heutzutage immer häufiger als abwertender Begriff gebraucht. Vor allem bei einer „Kunst“ wie der Fotografie mag das auch richtig sein, allerdings bin ich nicht nur Künstler sondern eben auch Dienstleister. Ich mache selten aktiv Werbung für mich und habe auch keine Fotografen-Ausbildung.
Dass ich trotzdem oft gebucht werde zeigt mir, dass ich scheinbar einen Stil habe, der zur Zeit gefragt ist und der vielen Menschen gefällt. Das einzige was ich häufiger mache: Ich tendiere dazu, Fotos bewusst überzubelichten. (Das hat aus physikalischer Sicht übrigens auch seine Berechtigung: Wir sehen im hellen Bereich mehr Farben bzw. können Farbunterschiede besser unterscheiden). Ich versuche nicht zu künstlerisch aber auch nicht zu langweilig zu sein.
- Hast du ein Foto bzw. ein Projekt, auf welches du besonders stolz bist?
2012 habe ich mit einem Team von ca. 20 Personen über 2 Monate an einer Horror Serie („Directed Fears“) gearbeitet. Darauf bin ich sehr stolz, weil es wirklich viel Arbeit war. (Auch wenn ich denke, dass ich die Bilder heute noch etwas besser machen könnte.)
Ganz Interessant fand ich aber auch mein Aufenthalt in Schweden, wo ich die 104-jährige „Oma Ella“ beim Grand Prix mit der Kamera begleiten durfte. Ein einzelnes Foto gibt es eigentlich nicht bzw. fällt mir spontan leider keins ein.
- Gab es in deiner noch jungen Karriere als Fotograf das ein oder andere Hindernis?
Eigentlich nicht. Das ist irgendwie erstaunlich. Ich glaube ich hatte sehr oft einfach nur Glück. (er lacht) Eurovision, die Fashion Days, für die ich von DJ Tomekk beauftragt worden bin… – oft kam ich von einem Auftrag zum anderen und bin sehr froh darüber, dass ich das alles Erleben durfte.
Tipp für junge Fotografen, die auch mal was journalistisches machen: Es gibt den Verein „Jugendpresse Deutschland“, bei dem ihr einen Jugendpresseausweis beantragen könnt. Dieser hilft euch wirklich sehr und wird von vielen Stellen auch anerkannt. (Mir hat er z. B. dabei geholfen mich für den Katholikentag in Regensburg akkreditieren lassen zu können und nun die Gelegenheit zu haben, unsere Bundeskanzlerin, unseren Bundespräsidenten und viele andere wichtige Persönlichkeiten fotografieren zu können.)
- Du darfst dir eine Person für ein Portrait aussuchen – Wer wäre das?
Eine einzelne Person für ein Portrait fällt mir jetzt nicht ein. Was ich allerdings sehr gerne mal machen würde wäre eine Rundreise durch die USA und einfache Leute aus verschiedenen Staaten zu fotografieren und kurz zu interviewen. Einfach einen Spaziergang durch irgendwelche Kleinstädte machen und ganz normale Menschen, die ich zufällig interessant finde, ansprechen und fotografieren. Warum USA? Keine Ahnung. Irgendwie gefällt mir die Lebenseinstellung die viele dort haben.
- Welche Ausrüstung benutzt du?
Seit ich angefangen habe zu Fotografieren (damals mit einer Canon EOS 1000D) arbeite ich mit Canon. Aktuell sieht mein Setup so folgendermaßen aus: Canon EOS 6D, Canon EOS 7D, Canon EF 24-105 f4 USM IS L, Canon 85mm f1.8 USM, Sigma A 35mm f1.4 HSM, Tamron 70-200mm f2.8 VC USD. Damit bin ich auch sehr zufrieden.
Was ich mir irgendwann mal noch vorstellen könnte wäre ein besseres Standard-Zoom und evtl. eine Tele-Festbrennweite. Dann habe ich noch zwei Blitze von Yongnuo (Sie sind billig und sie tun das was sie sollen), einige Stative und Lichtformer…
- Kann man dich buchen? Wenn ja, wie erreicht man dich?
Kann man! Allerdings bin ich wegen meiner Ausbildung nicht immer Verfügbar. Relativ kurzfristige Shootings sind eigentlich immer möglich. Für Hochzeiten, etc. sollte man mich möglichst früh kontaktieren.
Am besten kann man mich über Facebook: www.facebook.com/alexvmedia oder per E-Mail: photo@alexviebig.com erreichen.
- Ein paar Lieblingsfotos aus deinem Portfolio?
Bei diesem Foto bin ich einfach mal etwas früher aufgestanden. Und wie man sieht hat es sich gelohnt.
Die (damals) 103-jährige Frau Ella Kästner liest dem Nürnberger Christkind (damals Franziska Handke) ihren Wunschzettel vor. Einzigartig!
Ein wunderbarer spontaner Schnappschuss, den ich 2012 auf dem Amberger Altstadtfest machen konnte. Eine tolle, entspannte Situation zwischen einem Vater und seinem Sohn in einer warmen Sommernacht. (Die abgebildeten Personen haben das Foto übrigens heute als Poster im Wohnzimmer hängen.)
Diese zwei Mädchen waren unglaublich. Hat einfach Spaß gemacht, deshalb gefällt mir dieses Bild (und auch alle anderen Bilder aus dieser Serie, 2013) sehr gut.
Nochmal Oma Ella – dieses mal in Schweden mit den spanischen Teilnehmern des Eurovision Song Contest. (Die junge Frau ist übrigens die Ex-Frau von Fernando Alonso…). Und genau diese hat Oma Ella mit den Worten „Wenn ich mal im Himmel bin, halte ich einen Platz für euch frei“ zu Tränen gerührt. Deshalb ist auch das für mich ein ganz großes Foto.
Hierzu mal keine interessante Geschichte. Hier gefällt mir einfach das Licht, die Location und das Model. (ist auch ein relativ neues Foto in meinem Portfolio.) Außerdem hatten die anderen Fotos eher einen dokumentierenden Wert als einen künstlerischen.